Jonathan Jeremiah
Die Songs von Jonathan Jeremiahs neuem Album „Good Day“ klingen als wären sie aus einer anderen Zeit – eine Huldigung an den europäischen Soul der 60er Jahre. Aber altmodisch ist die Musik des Londoner Singer/Songwriter noch lange nicht. Ihm gelingt locker der Brückenschlag vom englischen Folk eines Cat Stevens oder John Martyn hin zum Soul im Stil von Marvin Gaye oder Bill Withers ins musikalische Leben von heute – abwechslungsreich arrangiert, mal opulent-swingend, mal minimalistisch-entspannt, aber immer melodiös. Auf seiner mittlerweile vierten Platte hat der Brite erneut sein riesiges Talent unter Beweis gestellt: Mit „Good Day“ ist ihm ein rundum perfektes Meisterwerk gelungen. Das Songwriting ist grandios. Die Stimme singt, summt, biegt sich geschmeidig durch die Lieder – auch wenn er sie früher gehasst hat: „Als ich 14 Jahre alt war, wollten alle so singen wie Nick Drake, und ausgerechnet ich bekomme einen kräftigen Bariton.“ Die vielseitige Instrumentierung ist unauffällig und doch raffiniert, mit Klavier, Streichern, Bläsern und sogar einem Kinderchor, die Produktion aufwändig und bis ins feinste stilvoll abgemischt. Jonathan Jeremiah ist ein absoluter Crooner, der den blauäugigen Soul mit der ihm innwohnenden Lässigkeit präsentiert und dem Können eines Musikers, der mit 14 zum ersten Mal auf der Bühne stand. Jeremiah wuchs in einem Elternhaus auf, in dem die Musik stets groß geschrieben wurde. Mit 16 nahm er einen Job als Wachmann in der Wembley Arena an, wo sein Vater auch als Elektriker beschäftigt war, um von dem verdienten Geld Studiomusiker für sein Debütalbum bezahlen zu können: „Eine Nachtschicht und ich konnte mir wieder einen Geiger leisten. Die nächste Nacht war dann der Kontrabassist abbezahlt.“ Er ist dann immer auf die Bühne gegangen und hat davon geträumt, wie es sich wohl anfühlen würde, und hat viele Jahre für seine erste Platte „A Solitary Man“ gebraucht, die ihn schlagartig in ganz Europa bekannt machte. Inzwischen fällt ihm das Musikmachen etwas leichter und sein Credo ist auch ein etwas anderes geworden: „Auf dem Album ist erdiger Blues zu hören, auch ein Anflug von 70er-Jahre Isley Brothers, dann heftige, schwere Beats oder klassische Film-Soundtrack-Atmosphären wie bei Cecil B de Mille oder Lalo Schifrin. Mir gefällt die Idee, dass man heute alles in eine verrückte Mixtur einbeziehen und seine eigene musikalische Welt daraus kreieren kann“, sagte er dem mdr. Das ist so zeitlos, dass man sich für immer in ihr verlieren möchte.